Baumwolle
Baumwolle ist eine pflanzliche Naturfaser, welche aus den Samenhaaren der Baumwollpflanze gewonnen wird.
Die Baumwollpflanze selbst ist eine sehr alte Kulturpflanze: Schon seit Jahrtausenden werden ihre robusten Fasern vom Menschen zur Herstellung diverser Textilien genutzt.
Bis heute sind Baumwollfasern ein unverzichtbarer Rohstoff für die Textilindustrie: Sie dienen als Grundlage für die Herstellung zahlreicher Garne und Gewebe, auch in der Kosmetik (z.B. Wattestäbchen) werden sie eingesetzt.
Steckbrief
- Familie: Malvengewächse
- Größe: Baumwollpflanzen wachsen als Busch und werden ca. 1,5 Meter hoch, in tropischen Regionen können sie sogar die Höhe eines Baumes (bis zu 6 m) erreichen
- Vielfalt: Es gibt über 50 verschiedene Arten in den Tropen und Subtropen, allerdings eignen sich davon lediglich vier zur Herstellung von Textilien, bei allen weiteren handelt es sich um nicht nutzbare Wildarten. Diese vier „Kulturbaumwollarten“ zählen zur Untergattung Gossypium.
Wachstum dank Wohlfühlwetter
Die Baumwollpflanze stammt aus den Tropen, weshalb sie es gerne warm & feucht hat: Zum Wachsen und Fruchten benötigt sie viel Wasser, ausreichend Sonne und Temperaturen zwischen 20-30 °C, Frost verträgt sie nicht.
Aus den Blüten der Bauwollpflanze entwachsen die „Baumwollfrüchte“: Fruchtkapseln mit mehreren Fächern, in welchen stark „behaarte“ Samenkörner enthalten sind. Bei diesen Samenhaaren handelt es sich um die eigentliche „Baumwolle“: Die weichen, flauschigen Fasern haften fest an den Samenkörnern und umhüllen sie.
Reif für die Ernte
Bei voller Reife öffnen sich die Fruchtkapseln, die Baumwollfasern trocknen und verhaken sich ineinander, die weiße Wolle „quillt“ heraus: In diesem Zustand wird Baumwolle geerntet und weiterverarbeitet.
Wolliges Wunder
Die luftige, „wollige“ Hülle erfüllt unterschiedliche Zwecke. Zum einen erleichtert sie der Baumwollpflanze die Ausbreitung: Die Samen werden so besonders leicht vom Wind vertragen, wodurch sich die Pflanze auch über weitere Distanzen sehr einfach verbreiten kann. Zum anderen bietet sie fruchtbaren „Boden“: Sobald die Wolle nass wird, können die Samenkörner darin keimen.
Anbau und Ernte
Baumwolle wird heute auf allen fünf Kontinenten angebaut, in Europa beispielsweise in Griechenland und Spanien. Die weltweit führenden Baumwollproduzenten sind China, Indien, die USA und Pakistan.
Gut gesät
Ausgesät wird, abhängig von der genauen Lage des Anbauortes, zwischen Februar und Juni.
Viele Baumwollarten sind ausdauernde Pflanzen: Sie können mehrere Jahre alt werden, mehrmals blühen und Früchte tragen (in der Regel jährlich). Die „Nutzpflanze Baumwolle“ wird allerdings nur einjährig kultiviert (für die Dauer eines Jahres auf dem Feld belassen), um größtmögliche Ernteerträge zu erzielen.
Erst 8-9 Monaten nach der Aussaat gelangt die Baumwollpflanze zu voller Reife.
Hand oder Maschine?
Sobald die „Baumwollfrüchte“ aufspringen und die Felder sich in flauschiger, „weiß bewölkter“ Pracht zeigen, ist Erntezeit. Die Baumwollernte geschieht traditionell von Hand oder maschinell mittels Pflückmaschinen.
Eine Schwierigkeit dabei ist das ungleichmäßige Ausreifen der Fruchtkapseln: Oft reifen diese über mehrere Wochen hinweg versetzt. Sowohl unreife, als auch überreife Baumwolle gilt als qualitativ minderwertig.
Die maschinelle Baumwollernte stellt deshalb einen Kompromiss dar: Zwar ist sie einfacher & schneller, allerdings werden dabei nicht ausschließlich vollreife, sondern auch un- sowie überreife Kapseln abgeerntet. Dies führt zu großen Ausschüssen und kann die Baumwollqualität in weiterer Folge maßgeblich schmälern.
Handgeerntete Baumwolle gilt, hinsichtlich Schmutzgehalt und Reifegrad, als qualitativ hochwertiger, da die Ernte genauer und „sauberer“ abläuft: Gepflückt werden ausschließlich die reifen Faserbüschel. Allerdings geht die händische Ernte mit weitaus höherer Anstrengung und oftmals katastrophalen Bedingungen für die ArbeiterInnen einher.
Auf Trennung folgt Spinnerei…
Im Zuge der Baumwollernte werden die Fruchtkapseln im Ganzen abgeerntet: Die eigentlichen Baumwollfasern müssen von den Samenkörnern erst mühsam gelöst sowie von sämtlichen anderen Kapselbestandteilen- oder Überresten (z.B. Blütenblätter) getrennt werden.
Die gewonnenen Fasern werden anschließend zu Ballen gepresst und an Spinnereien geliefert: Dort wird die Baumwolle nach diversen Qualitätsmerkmalen (Geruch, Farbe, Reinheit, Länge) sortiert, in Form gebracht und zu Garn gesponnen.
Frage der Qualität
Die Materialqualität ist abhängig von der Baumwollfaserlänge („Stapellänge“): Je länger die Fasern, desto hochwertiger der Stoff. Mako-Baumwolle und Sea-Island-Baumwolle gelten aufgrund ihrer außergewöhnlich langen, feinen Fasern als die hochwertigsten und edelsten Formen.
Weitere Qualitätsmerkmale & Veredelungen:
- „Gekämmt“ & „Supergekämmt“
Beim Vorgang des „Kämmens“ werden vor dem Spinnprozess unzählige kurze Baumwollfasern ausgekämmt. Das Ergebnis: Besonders glatte, glänzende und langlebige Stoffe. - „Merzerisation“ (Mercerisation)
Ein Veredelungsverfahren, im Zuge dessen Baumwolle unter Zugspannung Natronlauge ausgesetzt wird: Die Zellwände der Fasern quellen dabei auf, die Struktur der Baumwolle verändert sich, die Materialeigenschaften werden optimiert. Merzerisierte Baumwolle weist erhöhte Reißfestigkeit, permanenten und wäschebeständigen Glanz, bessere Färbbarkeit sowie Formbeständigkeit auf. - „Sanforisieren“ oder „Krumpfen“
Wird auch als „einlaufvorbehandelt“ bezeichnet. Das Sanforisieren von Baumwolle sorgt für anhaltende Formstabilität von Stoffen. Vor allem bei der Herstellung von Bettwäsche wird das patentierte, mechanische Verfahren oft angewandt: Das Gewebe wird hierbei einer mechanischen Stauchung unterzogen, wodurch es einschrumpft. Dadurch wird ein späteres Einlaufen im Zuge des Waschens verhindert.
Neben der (veredelten) Materialqualität wird Baumwollware auch hinsichtlich Verarbeitung (z.B. Webverfahren) unterschieden. Beispiele für unterschiedliche Baumwollgewebe, gebräuchlich unter anderem bei Bettwäsche:
- Jersey
- Satin
- Renforcé
- Flanell
- Seersucker
„Weißes Gold“
Nicht umsonst wird Baumwolle auch „weißes Gold“ genannt. Eine Vielzahl praktischer Eigenschaften machen die Naturfaser seit mehreren 100 Jahren zu einem beliebten Rohstoff für die Textilindustrie:
- Robust & langlebig
Baumwollfasern bestehen zu ca. 91% aus Cellulose: In jeder einzelnen Faser finden sich bis zu 30 Celluloseschichten in gedrehter Struktur. Diesem besonderen Aufbau verdankt Baumwollgewebe seine hohe Widerstandsfähigkeit: Es ist reiß- und scheuerfest, stark strapazierfähig und dehnbar. - Geeignet für Allergiker
Das Allergiepotenzial von Baumwollgeweben ist äußerst gering, Milben beispielsweise können sich darin nicht so leicht festsetzen. - Hautverträglichkeit
Baumwolle ist ein leichtes, anschmiegsames Material mit angenehmem Griff, welches nicht verfilzt und deshalb anhaltend weich bleibt. Es „kratzt“ nicht und liegt sanft auf der Haut, weswegen es auch für Personen mit empfindlicher Haut gut geeignet ist. - Saugfähigkeit
Die Naturfaser kann große Flüssigkeitsmengen aufnehmen: Baumwolle kann über 30% ihres Eigengewichts an Flüssigkeit speichern. - Atmungsaktivität & Luftdurchlässigkeit
Baumwolle wirkt nicht isolierend, sie gibt überschüssige Wärme nach außen ab und sorgt dadurch für angenehmen Temperaturausgleich. - Hygiene
Baumwollwaren können ohne Bedenken bei hohen Temperaturen gewaschen und gebügelt werden, ohne etwas von ihrer Geschmeidigkeit einzubüßen. Vor allem weiße Baumwolle zeichnet sich dank Kochfestigkeit durch ein besonders hohes Maß an Hygiene aus! Folgende Waschempfehlungen können als Richtwerte für die Pflege von Baumwollgeweben verstanden werden:
Weiß: bis zu 95 °C
helle Farben: bis zu 60 °C
dunkle Farben: bis zu 40 °C
(Zusätzlich sollten auf den jeweiligen Textilprodukten angebrachte Pflegehinweise und Waschempfehlungen beachtet werden.)
Schattenseiten
Ob der zahlreichen Vorzüge des Rohstoffs Baumwolle durchaus angebracht, ist dessen hübscher Zusatz „weißes Gold“ unter gewissen Aspekten mit Vorsicht zu genießen. Bei allen Vorteilen, für welche die Naturfaser von Industrie & Konsument geschätzt wird, darf nicht vergessen werden, dass Produktion & Handel oft ernsthafte Risiken mit sich bringen.
Sowohl Umwelt, als auch die Gesundheit der ArbeiterInnen leiden unter zahlreichen „Nebenwirkungen“ des „wolligen Geschäfts“, wie beispielsweise:
- Verschmutzung von Gewässern
- Einsatz von Pestiziden
- Ausbeutung
- katastrophale Arbeitsbedingungen
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