Smartphones und Schlafstörungen: Warum Handys im Bett bedenklich sind
Entspanntes Lesen bei Kerzenschein, leise Flüstergespräche unter der Bettdecke, auf dem Nachttisch tickt lediglich ein einsamer Wecker vor sich her – nicht allzu lange ist es her, dass wir unsere Abende so verbracht haben. Mittlerweile sind die Abend- wie Morgenlektüre, digitale Hobbies, soziale Kontakte, personalisierte Wecker und noch viel mehr im Allzweckgerät namens Handy vereint und finden sich somit auch allzu oft im Schlafzimmer wieder.
Ein vorteilhaftes Utensil ist das Smartphone aber speziell hier nicht unbedingt, denn die Segnungen moderner vernetzter Technologien können auch allerlei Probleme ins Schlafgemach bringen: Für viele Menschen ist das Smartphone fast schon ein beständigerer und näherer Bettnachbar als der eigene Partner. Dies kann nicht nur bloß zu Verstimmungen in der Beziehung führen, auch die Schlafqualität kann davon aus unterschiedlichen Gründen in Mitleidenschaft gezogen werden.
Der (smarte) Geist, der niemals ruht?
Abends vor dem Schlafengehen noch schnell WhatsApp checken, ein paar Runden Candy Crush zocken, Aufträge bei Fashion City reinstellen und als Einschlafhilfe gibt es dann noch den netten Podcast als Gute-Nacht-Geschichte? Am nächsten Morgen, kaum erwacht, wird dann gleich wieder der Blick auf das Handy geworfen, gleiches Spiel von vorn und dazu noch schnell kurz die morgendlichen Nachrichten durchgehen – vielleicht hat man ja was verpasst?
All solche und ähnliche Aktivitäten lassen sowohl Körper als auch Geist stets aktiv sein und können auf längere Sicht zu Einschlafproblemen und ähnlichen Leiden führen. Ist der eigene Alltag bereits von Hektik in Berufs- und Privatleben geprägt, so können die digitale Dauer-Erreichbarkeit und das unaufhörliche Informationsbombardement zusätzliche Stressfaktoren bilden und weitere Bausteine für handfeste Schlafstörungen sein.
Um dem entgegen zu wirken kann die Devise gelten: Weniger ist mehr. Auch sollte zumindest nachts das Handy stets stumm geschalten sein, ständiges Piepen oder auch nur Vibrieren aufgrund eintrudelnder Nachrichten oder Push-Nachrichten stören die nächtliche Ruhe, selbst wenn sie nur unterbewusst registriert werden.
Verursachen blaues Licht & Helligkeit von Handy-Displays Schlafstörungen?
Natürliches Tageslicht beinhaltet einen verhältnismäßig hohen Anteil von Licht mit kurzen Wellenlängen (darunter fallen u.a. die Blautöne). Wandert die Sonne abends Richtung Horizont, nimmt nicht nur die Helligkeit ab – auch der Blauanteil sinkt und das Licht erscheint zumeist eher gelblich bis rot. Bei Sonnenaufgang erhöhen sich wiederum die Anteile kurzwelligen Lichts. Für den menschlichen Körper scheint somit helles Licht mit hohen Blauanteilen ein Signal dafür zu sein, wach zu bleiben oder gar zu werden.
Bislang handelt es sich hierbei allerdings lediglich um eine Hypothese: Die wenigen bisher durchgeführten wissenschaftlichen Studien (siehe bspw. Chronobiology International von 2014) haben allenfalls messbare Unterschiede zwischen der Betrachtung sehr heller und sehr dunkel eingestellter Displays und dem Zusammenhang zum Schlafverhalten ergeben. Weitere Auswirkungen wie der vermutete Einfluss auf die Ausschüttung des Schlafhormons Melatonin sowie die Nutzungsdauer während der Nacht müssen noch im Rahmen weiterer Studien genauer betrachtet werden.
Wer in Bezug auf diesen Aspekt ganz sicher gehen möchte, sollte – sofern nicht gleich ganz auf das Handy im Bett verzichtet wird – nachts beim Smartphone oder Tablet den Blaufilter über die Display-Optionen einschalten. Dies ist mittlerweile bei fast allen gängigen Modellen eine Standardfunktion in der Statusleiste und ihren Optionen. Bei älteren Geräten lässt sich dies auch via Zusatzsoftware bewerkstelligen: Mittels Apps wie „Twilight„(f. Android), „Night Screen„(f. iPhone), „f.lux“ (Win/Mac/Linux) und gleichartiger Programme lassen sich die bläulichen Lichtanteile herausfiltern. Zusätzlich empfiehlt es sich, das Display vor dem Schlafen auf eine eher niedrige Helligkeitsstufe einzustellen.
Gibt es weitere Gefahren elektronischer Geräte im Bett neben Schlafstörungen?
Abgesehen von den zahlreichen negativen Auswirkungen auf die eigene Schlafhygiene lauert in jedem mobilen elektronischen Gerät im Grunde noch ein weiteres Risiko: Lithium-Ionen-Akkus, welche Brände auslösen können. Verbrannte Kissen und Bettdecken dürften so ziemlich das letzte sein, was man im eigenen Schlafzimmer sehen oder gar erleben möchte…
Häufig handelt es sich hierbei um ab Werk defekte Hardware oder auch z.B. um elektronische Geräte, die mit dem falschen Ladezubehör aufgeladen werden. Vor allem letzteres kann besonders gefährlich werden, da sich die meisten Brände während des Ladevorgangs ereignen.
Betroffen sind davon nicht nur Billiganbieter. Über die vergangenen Jahre hatten auch bekannte Markenhersteller von Elektronik wie Samsung (z.B.: explodierte Samsung Galaxy Note 7) und Apple (z.B.: brennende iPhone 6 / iPhone 7) mit fehlerhaften Akkus sowie diversen Überhitzungsproblemen bei manchen Geräten zu kämpfen. Auch wenn sich im Bereich von Energiespeichern, gerade im Bereich elektronischer Kleingeräte, über die Jahre viel getan hat, sollte man sich der Risiken dieser Technologie bewusst sein – erst recht in einer so verletzlichen Situation wie der eigenen Nachtruhe.
Sollte das Handy also lieber aus dem Bett verbannt werden?
Wer bereits ohnehin unter Schlafstörungen leidet und die eigene Schlafhygiene verbessern möchte, sollte Geräte wie Smartphones, Tablets und eReader am Abend besser in einem anderen Zimmer unterbringen. Es spricht zwar nichts dagegen vor dem Schlafengehen noch die eine oder andere digitale Sache zu erledigen, wie bei so vielen Dingen im Leben machen aber auch hierbei Dosis und Umfang den Unterschied zwischen gesunden und obsessiven Verhaltensweisen aus.
Wer auch kurz vor dem Einschlafen nicht ganz auf die nützlichen digitalen Utensilien verzichten möchte, sollte sich zumindest überlegen, die Nutzungsdauer eher kurz zu halten um dem eigenen Geist etwas beim Abschalten zu helfen. Zugleich kann es dabei auch helfen, die Helligkeit der Displays zu reduzieren und entsprechende Tools zur Minderung der Farb-Bandbreite (siehe oben) einzusetzen. Auch wenn die wissenschaftlichen Erkenntnisse in dieser Hinsicht noch viele Fragen offen lassen – sicher ist sicher, besserer Schlaf sollte diese verhältnismäßig kleinen Aufwände allemal wert sein.
Text: HONGi / Bilder: Ilan Dov und Retha Ferguson
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