Glückliche Silvesternacht: Wenn der Glücksklee schlafen geht
Lesedauer: ca. 4 Minuten
„Guten Abend, gute Nacht, mit Glücksklee bedacht…“ So oder so ähnlich könnte das Schlummerlied zur alljährlichen Silvesternacht lauten, denn: Ein Töpfchen Glücksklee zu verschenken ist altbewährte Tradition zum Jahreswechsel, das vierblättrige Kleeblatt einer der beliebtesten Glücksbringer schlechthin.
Ursprünglich in Mexiko heimisch, wurde der sogenannte „Glücksklee“ ab dem 19. Jahrhundert auch auf anderen Kontinenten, wie z.B. Afrika und Australien, eingeschleppt. Nach Europa kam er erstmals in den 1830er Jahren, als man ihn 1839 als Zierpflanze nach England brachte. Seine vier „Glücksblätter“ machten ihn schnell zur allseits beliebten Pflanze, heute wird sie weltweit zu Silvester, Hochzeiten und anderen besonderen Anlässen verschenkt.
Was viele allerdings nicht über das glückbringende Pflänzchen wissen: Es hat, genau wie wir, einen eigenen Schlafrhythmus und geht – unglaublich, aber wahr – jeden Abend artig „zu Bett“!
Was es mit den mysteriösen Schlafgewohnheiten des Glücksklees auf sich hat, wieso er sich in deinem Schlafzimmer ganz besonders wohl fühlt – und wie er deinem Glück auf die Sprünge hilft… (Ja, im Bett!)
Glückliche Fakten
Zunächst ein kleiner Steckbrief des schläfrigen Glücksboten:
- Botanischer Name: Oxalis tetraphylla (auch: Oxalis deppei)
- Gattung: Sauerklee (Oxalis)
- Heimat: Mexiko
- Aussehen: Herzförmige Blättchen, vierteilig gefiedert („tetraphylla“), leicht behaart, hellgrün, mit braun-violettem Fleck im Blattzentrum.
Oxalis tetraphylla ist nicht mit jenem Klee verwandt, welchen wir von heimischen Wiesen und Wäldern kennen: Glücksklee gehört zur Familie der Sauerkleegewächse (Oxalis) und hat – abgesehen von der optischen Ähnlichkeit – botanisch nichts mit dem „echten“ Klee (Trifolium) aus der Familie der Hülsenfrüchtler zu tun. Zudem unterscheiden sich die beiden durch genau ein Blatt: Die heimischen Arten Wiesenklee (trifolium pratense) oder Weißklee (trifolium repens) sind dreiteilig gefiedert, vier- oder mehrteilige Blätter stellen lediglich seltene Mutationen dar.
Den charmanten Namen „Glücksklee“ verdankt die Pflanze heute ihren von Natur aus vierteiligen „Glücksblättern“. Ursprünglich verstand man unter dem Begriff „Glücksklee“ jedoch keineswegs den natürlich viergefiederten, mexikanischen Sauerklee, sondern die extrem seltenen, vierteiligen Blätter von Wiesenklee und Weißklee – braucht es, um über solche zu stolpern, doch eine gehörige Portion Glück…
Gute Nacht, Glücksklee
Wir Menschen rollen uns während des Einschlafens auf unseren Matratzen ein und schließen die Augen – der Glücksklee klappt sich in seinem Töpfchen zusammen und schließt seine Blättchen.
Was zunächst einigermaßen beunruhigend wirkt – kraftlose, plötzlich schlaff herabhängende Blätter waren an Pflanzen schließlich noch selten ein gutes Zeichen – ist für den Glücksklee ein völlig normaler Vorgang: Sobald es draußen dunkel wird, klappt er seine Fiederblättchen, ähnlich eines Regen- oder Sonnenschirms, nach unten.
Bei wiedereinsetzendem Sonnenlicht spannt der Glücksklee seine vier Teilblätter wieder auf und „streckt“ sich der Sonne förmlich entgegen.
Übrigens! Nicht nur abends schlummert das Glückspflänzchen ein, auch Mittagsschlaf, Power Napping & Co. ist es keineswegs abgeneigt. Wird ihm untertags beispielsweise zu heiß, legt es einfach eine kleine „Siesta“ ein: Bei besonders starker Lichteinstrahlung begibt die Pflanze sich, genau wie bei Dunkelheit, in den „Ruhemodus“ und klappt ihre Blätter ein.
Gesteuert wird dieser „Schlafrhythmus“ durch die innere Uhr der Pflanze: Durch diese können die Blattteile – unter bestimmten Voraussetzungen und als Reaktion auf äußere Reize wie Licht und Temperatur – sogenannte „nyktinastische Bewegungen“ durchführen (Schlafbewegungen; Blattbewegungen).
Möglich werden diese Bewegungen durch Gelenke: Diese sitzen, sichtbar in Form kleiner Verdickungen, am Ansatz jedes Fiederblättchens. Bei Dunkelheit oder sehr starker Lichteinstrahlung schwillt die Oberseite dieser Gelenke an: Die Verdickung wird dadurch länger, die vier Fiedern (Blattteile) senken sich. Für die entgegengesetzte Bewegung wird der Zellsaft in die Unterseite der Gelenke transportiert, die Blätter strecken sich – und klappen wieder hoch. Guten Morgen, Glücksklee!
Wieso geht der Glücksklee schlafen?
Wie bei Zwei- und Vierbeinern dient der natürliche Schlafrhythmus auch dem „Vierblättler“ zu Schonungs- und Regenerationszwecken. Durch das Einklappen der Blätter wird die Abgabe von Wasser effektiv gemindert: Beim Zusammenklappen legen sich die Spaltöffnungen auf der Blattunterseite aneinander, wodurch sich der Glücksklee vor Wasserverlust infolge von Verdunstung schützt.
Mit seinen Schlafbewegungen befindet sich der grüne Glücksbote übrigens in bester botanischer Gesellschaft: Unter anderem tun es ihm der in Mitteleuropa heimische Waldsauerklee (Oxalis acetosella), sowie der bei uns wohlbekannte Wiesenklee (Trifolium pratense) gleich.
Das Glück kommt im Schlaf
Klee, zumal vierblättriger, wird bis heute als Symbol des Glücks angesehen und hochgeschätzt. Seit jeher hat er für die Menschheit große mystische Bedeutung, schon die Kelten nutzten ihn als Heil- und Zauberpflanze.
Noch im Mittelalter sagte man vierblättrigem Klee die wundersamsten Fähigkeiten nach: Bösen Zauber sollte er abwehren, Schutz vor Hexerei und Geistern gewähren, seinem Besitzer die Gabe des Hellsehens verleihen – und ihm großes Glück in der Liebe schenken. Vierblättriger Klee, so glaubte man, ließe einen stets das wahre Wesen einer Sache oder einer Person erkennen.
Laut Überlieferung ging aus diesem Glauben ein besonderer Brauch hervor: Mädchen oder junge, ledige Frauen, welchen das Glück zuteil wurde, ein vierblättriges Kleeblatt ihr Eigen zu nennen, legten dieses unter ihre Kopfkissen. In der darauffolgenden Nacht sollten sie im Schlaf schließlich ihres Zukünftigen – ihrer einzig wahren Liebe – ansichtig werden…
Glückliche Silvesternacht
Ob nun „anomal“ vierteilig gewachsener Wiesenklee oder natürlich viergefiederter Sauerklee: Der Glaube zählt! Denjenigen, die fest an ihr Glück glauben, wird es irgendwann zufliegen… vielleicht sogar geradewegs durchs Schlafzimmerfenster.
Obwohl als solche verkauft, eignet sich Oxalis tetraphylla, der vierblättrige Glücksklee, nur bedingt als Zimmerpflanze: Lediglich an kühlen, untertags hellen Standorten, wie beispielsweise unbeheizten Fensterbänken, fühlt er sich einigermaßen wohl. Räume mit Heizungsluft erträgt er kaum, als ideal gelten kühle Temperaturen zwischen 10 °C und maximal 18 °C.
Wenn überhaupt, eignet sich Glücksklee daher am ehesten als grüner Gast im Schlafzimmer – denn gerade dort werden Temperaturen zwischen 15-18 °C empfohlen und sollte die Heizung nur sehr, sehr sparsam eingesetzt werden. Ein regelrechter Glücksfall, oder?
Also dann, ran an den Klee! Rupf dir ein Blättchen ab, leg es unter dein Kopfkissen, roll dich auf deiner HONGi ein, schließ die Augen… und rutsch glücklich rüber ins neue Jahr. Und wer weiß: Möglicherweise bewahrheitet sich in dieser besonderen Nacht die alte Legende – und dir begegnet im Schlaf deine große Liebe… Oder du erkennst andere wichtige Dinge für dein 2021… Oder du schläfst einfach tief und fest. Einen Versuch ist es allemal wert, oder?
So oder so: Wir Faultiere wünschen dir von ganzem Herzen ein frohes neues Jahr, eine wunderbare Silvesternacht – ob durchgefeiert oder durchgeschlafen – und VIEL Glück für 2021!
Text: HONGi / Bilder: artistlike, Monika Schröder, Kranich17
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